Dienstag, 26. Juli 2011

Hallöchen

Sooo... Jetzt habe ich es endlich geschafft, meinen letzten langen bericht aus dem schönen Kumbo ins Internet zu stellen. Letzte Woche war ich zu sehr mit packen, tschüss sagen und kUmbo ein letztes mal so richtig genießen beschäftigt, sodass ich leider keine Zeit und Nerven fand, mich ein letztes mal dem laaaaaaangsamen Internet auszuliefern... So also ganz schnell und unkompliziert mit schnellem deutschen Internet aus Deutschland...
Ich bin heute morgen gut hier in Frankfurt gelandet und noch sehr von dieser Sauberkeit und Ordnung hier beeindruckt. Der Abschied war gut. Natürlich auch ein bisschen traurig, aber das ja gehört nun mal zum Abschied dazu.
Soweit von mir, alles Liebe!
Ruth

15. 7. 11 - Klappe, die letzte!

Halli hallo meine Lieben!

Hier melde ich mich mit meiner letzten Nachricht aus Kamerun. Denn, kaum zu glauben, aber wahr, es ist nun um, das ganze Jahr! Und seit meinem letzten Bericht ist mal wieder so schrecklich viel passiert, dass ich gar nicht weiß, womit ich anfangen soll und was ich überhaupt erzählen soll, weil hier inzwischen wirklich alles alles alles so normal für mich ist.

Als Bri und ich letztens in Yaoundé waren, um uns von ein paar Freunden aus Kumbo zu verabschieden, die da studieren oder arbeiten, waren wir im Supermarkt dort. Ein wirklich richtig großer Supermarkt, wo man alles kriegen kann (sogar Nutella =), mit einer Käse – und Fleischtheke, mit Obstabteilung und so weiter und sofort. Aus Deutscher Sicht betrachtet einfach ein stinknormaler Supermarkt, aber für uns war das total fremd und ungewohnt – Alles war so sauber, es gab Kassen mit richtigen Maschinen, die dann auch einen Kassenbon ausdrucken und so viele Weiße und Reiche haben dort eingekauft, dass wir uns schon fast unwohl gefühlt haben. Wirklich kaum vorstellbar für uns, dass so in Deutschland alle Läden aussehen und diese allgemeine Sauberkeit vollkommen selbstverständlich ist. Das ist nur eines von vielen Beispielen, die mich wirklich merken lassen, dass ich mich sehr an die Bedingungen hier gewöhnt habe und auch mit ein bisschen Sorge auf das zurückkommen schaue. Sorge darum, dass ich mich in all dem Luxus, den wir genießen können, nicht mehr zurechtfinden kann und immer daran denken muss, wie andere Menschen leben müssen und dass wir all das eigentlich gar nicht brauchen, um glücklich zu sein – oder anders herum, dass wir wirklich sehr viel Glück haben mit dem, was wir alles haben und trotzdem niemand so richtig zufrieden ist. Warum? Weil es uns vielleicht an anderen Dingen, die viel wichtiger oder mindestens genauso wichtig sind, fehlt, wie zum Beispiel Gemeinschaftsdenken, Familienzusammenhalt, die Fähigkeit, sich einfach mal die Zeit zu nehmen, um sich zu entspannen, Zeit mit Freunden zu verbringen, die Gedanken baumeln zu lassen…? Zugegebenermaßen haben die Kameruner vielleicht ein bisschen zu viel dieser Fähigkeiten, was dazu führt, dass sich nichts oder nur wenig weiterentwickelt und vorangeht, aber manchmal könnten wir uns doch eine Scheibe dieser Gelassenheit abschneiden. Eine gesunde Mischung aus beiden Extremen wäre das Ideal. Wie auch immer – Ich bin gespannt, was das Wiederkommen mit mir macht.

Was ich aber eigentlich erzählen wollte ist, was ich in den letzten 2 Monaten so alles gemacht habe… Viel! Zum Beispiel habe ich aufgehört, im Waisenhaus zu arbeiten, wurde dort sehr sehr freundlich verabschiedet (mit ganz viel Fufu und Njama-Njama (das traditionelle Essen, was es eigentlich immer gibt), Reden, vielen Danksagungen, Tanz, Gesang und Freude… Wie man das hier in Kamerun so macht…). Ich komme aber auch jetzt noch regelmäßig zu meinen Kinderchen und den Mädchen, die auf sie aufpassen und freue mich immer, wenn ich mit „Ruth has come, Ruth Ruth, welcome…“ von allen begrüßt werde. Und heimlich still und leise freue ich mich auch, wenn mein Baby Fanuel (, das inzwischen ja kein Baby mehr ist), das 3 Monate alt war, als ich letztes Jahr hier ankam, das ich auf und ab auf meinem Rücken getragen habe, das ich gefüttert und gewickelt habe, dem ich zugeschaut habe, wie es krabbeln und laufen gelernt hat, für das ich lange wie eine Mama war, weint, wenn ich wieder gehe und nur schwer dazu gebracht werden kann, aufzuhören. =)

In den letzten Monaten hat sich viel verändert im Waisenhaus. Viele neue Kinder, vor allem Babies sind gekommen, wurden gebracht aus dem Krankenhaus oder aus Dörfern, weil die Mütter entweder gestorben oder verrückt sind, weil die Familie sich nicht kümmern kann um die kleinen Neugeborenen. Ein Kind kam, schon 3 Monate alt, das nur mit Pap (eine Art Maisbrei, der eigentlich nur aus Stärke und Wasser besteht, also ohne jegliche Proteine, Vitamine oder Mineralstoffe, die gerade Babies so dringend brauchen, um sich richtig zu entwickeln) gefüttert wurde und dessen Körper zwar speckig, dafür aber vollkommen schlapp und ohne jegliche Spannung war. Inzwischen geht es ihm schon besser, nachdem es weitere 3 Monate mit der „tollen“ teuren nestle-Baby-Milch gefüttert wurde. Im Moment sind 7 kleine Babies dort, die alle diese Milch trinken, die wirklich für hiesige Verhältnisse nicht billig ist (ein Karton mit 12 Packungen, der vielleicht 1,5 Wochen reicht, kostet 30.000 cfa, ca. 46 Euro). Die Schwester versucht ihr bestes, bekommt Geld auch nur durch Spenden, vor allem von wohlhabenden Kamerunern, die unregelmäßig und nicht planbar ankommen. Manche Familien der Kinder haben ein bisschen, was sie beitragen können, manche haben nichts. Wie zum Beispiel die Familie von Laurentine, die seit einem Monat wieder mit ihrer Tante und Großmutter auf dem Dorf – im totalen Busch – wohnt. Ich habe sie letzten Sonntag besucht und gesehen, unter welchen Umständen sie jetzt lebt. Eine Lehmhütte, bestehend aus einer Feuerküche und einem Raum mit Bett, umringt von Maisfeldern, in der 5 Menschen leben. Es ist unklar, wer und ob überhaupt jemand das Schulgeld für sie bezahlen kann, wenn sie nächstes Jahr alt genug sein wird, um in die Nursery-school zu gehen. Noch tappst sie ein bisschen unbeholfen auf dem unebenen Erdboden herum – Im Waisenhau kannte sie nur geraden Untergrund… Ist es richtig, sie zurück zu ihrer Familie zu lassen, die vielleicht nicht richtig für sie sorgen kann? Darüber habe ich mit der Schwester geredet. Sie sagte, eigentlich hätte sie das ablehnen müssen, aber die Liebe, die diese Großmutter für ihre Enkelin hat, die Freude, die sie gesehen hat, als sie kam, um Laurentine abzuholen, haben sie davon überzeugt, dass diese Frau alles für sie machen wird. Ihr Mann hat sie verlassen, die Tochter ist bei der Geburt der Enkelin gestorben, nachdem sie von einer fremden Frau gezwungenermaßen, ohne die heimische Tradition zu berücksichtigen zu einem fremden Mann gebracht, quasi zwangsverheiratet und dann geschwängert wurde, ohne dass jemand für die Routinevoruntersuchungen aufgekommen ist… Laurentines Vater hat sich natürlich aus dem Staub gemacht und kommt mit keinem Cent für seine Tochter auf. Solche Geschichten gibt es ohne Ende hier. Aber diese Liebe und Freude, von der die Schwester gesprochen hat, die habe ich selbst auch erleben dürfen, als ich dort war. Ich wurde so nett empfangen, habe etwas zu essen angeboten bekommen (Pap! Eigentlich keine richtige Mahlzeit, aber eben das, was es gab) und gleich auch noch einen Sack Kartoffeln geschenkt bekommen. Da fühlt man sich natürlich auch schlecht danach – zu wissen, dass diese Menschen selbst um ihr tägliches Essen kämpfen und dann das wenige Bisschen, das sie haben, teilen und verschenken, als Ausdruck ihrer Dankbarkeit und Freude, dass die Weiße, die sich so lange um ihr Kind gekümmert hat, den weiten Weg auf sich genommen hat, um sie zu besuchen und einfach nur zu zeigen, dass sie an sie denkt und sie nicht vergessen hat… Das ist ein weiteres bespiel für die Mentalität, von der wir uns eine Scheibe abschneiden könnten – das von Grund aus Gute, Gemeinschaftliche, Liebevolle, Freundliche, dem man hier so oft – vor allem in den ländlichen Regionen, wo die Menschen am wenigsten haben - begegnen kann. Trotz schlechten Gewissens nach diesem Besuch, war es doch ein sehr erfüllendes und prägendes Erlebnis. Ich bin mit der Schwester in Kontakt und werde sehen, ob ich nicht vielleicht etwas zurückgeben kann von dem, was mir dort geschenkt wurde…



Trotz vieler solcher teilweise traurigen Geschichten überwiegen doch die schönen Augenblicke und eine positive Grundstimmung, gute Laune und Dankbarkeit dafür, was ich erleben darf. Was wohl aus meinen Kinderchen wird, wenn sie mal groß werden – Ob ich sie je wiedersehen werde – ich weiß es nicht. Aber ich bin froh darüber, dass ich ihnen mit meiner Anwesenheit und meiner Fürsorge ein bisschen Spaß und Freude gebracht habe… Und ihnen hoffentlich zeigen konnte, dass sie geliebt und gebraucht werden…
(Entschuldigung, dass das vielleicht ein bisschen kitschig und überheblich – das soll es eigentlich nicht)

So habe ich also das Waisenhaus verlassen und bin jetzt seit 6 Wochen in der Geburtenstation des katholischen Krankenhauses in Shisong. Hier darf ich auch sehr viel Interessantes und Spannendes erleben. Gestern habe ich das erste Mal bei einer Geburt so richtig selbst assistiert, habe die Nabelschnur abgeknipst und abgeschnitten, das Baby danach gewogen, abgerubbelt und angezogen, der Mutter und der Familie gezeigt, was eigentlich immer der schönste Teil des ganzen ist, weil dann oft gesungen und getanzt wird, und danach alles gewaschen und geputzt. Außerdem habe ich gesehen, wie Zwillinge auf die Welt kamen!!! =)
Wenn gerade keine Frau in den Wehen liegt oder entbindet, werden die Routineuntersuchungen der schon entbundenen Frauen durchgeführt, jeden Tag werden die Babies gebadet, was auch immer sehr schön ist, und ab und zu werden auch ein paar männliche Babies beschnitten und den weiblichen werden mit bloßen Händen Ohrlöcher gestochen =). Ich mache aber auch viele Betten, erfülle irgendwelche Laufdienste („Bring mal die Blutprobe ins Labor, hol aus der Apotheke dieses Medikament, bring diese Akte ins Büro, wo die Rechnungen gemacht werden“) und sitze manchmal auch einfach nur rum, weil nichts zu tun ist… Was dann alles weniger spannend ist, aber eben auch dazu gehört. Außerdem gehört zu der Geburtenstation ein Frühchen-Zimmer, das teilweise auch belegt ist. Ein Frühchen, dessen Kopf bei der Geburt gequetscht wurde, weil es zu groß war und eigentlich ein Kaiserschnitt hätte gemacht werden müssen (er wurde nicht gemacht, weil die beiden Gynäkologen es irgendwie nicht auf Reihe bekommen haben, die Entscheidung früh genug zu treffen…) habe ich leider auch schon sterben sehen, ein anderes habe ich letztens gebadet und füttere ich regelmäßig mit der besagten nestle-Milch. Wenn dieses überlebt und stabil genug ist, wird es wohl ins Waisenhaus kommen, weil die Mutter aus welchen Gründen auch immer irgendwo im Norden Kameruns ist und sich nicht um das Baby kümmern kann…



Es ist eine super Erfahrung im Krankenhaus, die ich hier noch in den letzten 6 Wochen meines Freiwilligendienstes machen kann und die ich in Deutschland als unausgebildete Abiturientin niemals hätte machen dürfen. Zwar verstehe ich nicht so viel, wie ich vielleicht in Deutschland würde, weil mir die Fachausdrücke im Englischen einfach fehlen, aber die grundsätzlichen praktischen Dinge kriege ich hier schon mit, was wirklich gut ist!

An den Wochenenden machen wir schöne Ausflüge. Wir waren zum Beispiel in Nigeria (zwar nur 2 Stunden direkt im Dorf, das an der Grenze liegt), haben dazu in einem Kanu den Grenzfluss überquert, was ganz schön abenteuerlich war.




Außerdem waren wir, wie schon erwähnt noch einmal in Yaoundé, und haben dort die Hauptstadt nochmal so richtig erleben können, die doch so anders ist, als Kumbo – so hektisch und riesig, voll von Autos und frankofon… Das heißt ohne französisch, das weder Bri noch ich sprechen, kommt man nicht allzu weit. Da wir aber Freunde von uns aus Kumbo getroffen haben, haben wir den anglofonen Stadtteil von Yaoundé am besten kennengelernt. Das ist wie eine Art „Ghetto“, in dem sich die anglofonen, also die aus dem Nord- und Südwesten Kameruns angesiedelt haben und in dem man auch viel Lamnso hört, die Sprache, die hier in Kumbo gesprochen wird, weil der Volksstamm hier um Kumbo herum einer der größten Kameruns ist und durch seine besondere Stellung der Tradition die Sprache hier – anders in anderen Stämmen – auch noch sehr oft und viel gesprochen wird. So fühlten wir uns doch – auch mitten in der typisch afrikanischen französischsprachigen Millionenstadt – ein bisschen heimisch und behütet. Vor allem, weil die anglofonen Kameruner bekanntlich (das geben selbst die Frankofonen zu) offener und freundlicher sind, als die Frankofonen. So richtig viel Sightseeing konnten wir aber leider nicht machen. Wir haben versucht, zum Beispiel ins Nationalmuseum zu kommen (ein Museum im ehemaligen Präsidentenpalast). Dieses war aber leider geschlossen und weil wir dem Wachmann auch kein Bier ausgeben wollten, wurden wir nicht einmal auf das Gelände gelassen, um Fotos von außen zu machen… Nur ein kleines Korruptionsbeispiel… =) Dann halt nicht… Yaoundé war ein weiterer Beweis für die - positiv ausgedrückt - Vielseitigkeit, - negativ ausgedrückt - Uneinigkeit und Widersprüchlichkeit dieses komischen zweisprachigen zerrissenen vereinten Landes. Interessant!





Wir waren im Dorf eines Freundes und haben Holzschnitzereien bei einem seiner Verwandten gekauft…

Wir haben schöne ruhige Wochenenden in Kumbo mit einigen lieben freunden verbracht.
Wir wurden zum Essen eingeladen, haben zum Essen eingeladen, gemeinsam gekocht, gelernt, gutes Fufu zu kochen…


Ich war auch noch an einem Wochenende in meinem Dorf Tabenken und habe meine Leute dort besucht, was auch wunderschön war – Ein weiterer herzlicher Empfang mit netten Gesprächen und Vertrautheit… Nächstes Wochenende gehe ich ein letztes Mal dorthin, um Abschied zu nehmen…



So vergingen die letzten 2-3 Monate wie im Flug und nun ist nur noch eine Woche übrig von diesem ganzen Jahr hier… Eine Woche, die wahrscheinlich eher stressig, als schön sein wird, weil ich beschäftigt sein werde mit ganz vielen letzten Einladungen, Besorgungen von Geschenken und Mitbringsel für zuhause, Verschenken von Dingen, die ich nicht mehr brauche, Abschiedsfeiern und Packen… Und so weiter…

Und dann werde ich am 26. Juli in Frankfurt ankommen und alle meine Lieben wieder sehen, die ganz oft an mich gedacht haben und an die ich ganz oft gedacht habe und ich werde Vollkornbrot essen können und Schnitzel und Äpfel und Himbeeren und und und… Ich freu‘ mich drauf! Was ich hier erleben durfte, kann mir niemand mehr nehmen und wird wohl immer Teil meines Lebens bleiben. Ich bin sehr froh, diese Erfahrung gemacht zu haben und hoffe, eines Tages zurückzukommen und vielleicht einige liebe Menschen wiederzusehen, vielleicht einige Veränderungen und Entwicklungen festzustellen und die Schönheit dieses Orten nie zu vergessen…

Danke für euer Interesse, für eure E-Mails und Unterstützungen, über die ich mich immer sehr gefreut habe. Ich freue mich sehr darauf, euch wieder zu sehen. Bis bald!!! =)

Eure Ruth!

Dienstag, 10. Mai 2011

Traditionelle Todesfeier

Hier noch ein paar Bilder von letztem Wochenende, an dem Bri und ich bei einer Todesfeier eingeladen waren. Hier wird ein Jahr, nachdem jemand stirbt nocheinmal eine richtig grosse Feier veranstaltet, um den Toten so zu sagen endgueltig zu entlassen. Viele traditionelle Taenze, Palmwein, Gesaenge und Jujus (das sind so etwas wir Geister... So genau kann das hier aber auch niemand erklaeren)
Auf den Bildern kriegt ihr einen Eindruck davon...




Waisenhaus - Alltag

Halli Hallo, ich hatte eigentlich etwas zuhause vorgeschrieben, was jetzt aber irgendwie leider nicht auf meinem Usb-stick erscheint... Naja, soviel gibt es nicht zu erzaehlen und ihr werdet euch wahrscheinlich sowieso am meisten ueber die Bilder von meinen allerliebsten suessen Kinderleins freuen. seit zwei Wochen sind es jetzt viel kleine kleine Babies, die neu dazu gekommen sind. Das juengste ist zwei Wochen alt, das aelteste vier Monate. das bedeutet a\Arbeit fuer mich. Aber es ist schoen! Und sie sind auch relativ pflegeleicht und vor allem ganz bezaubernd und dickbaeckig! =)
Mein Baby, das ich schon am Anfang meines Jahres auf dem Ruecken herumgetragen habe und gefuettert habe und in den Schlaf gesungen habe, hat mich natuerlich noch erkannt, als ich aus Tam\benken zurueckkam und ist gerade in einer sehr anhaenglichen Phase... Irgendiwe freut es einen, wenn es anfaengt zu weinen, wenn man es herunternimmt, aber es ist natuerlich auch nicht gut, dass es so abhaengig ist von mit. Ich bin ja jetzt nur noch drei Wochen im Waisenhaus und wechsel dann nochmal meine Arbeitsstelle... Ja, soweit mein kurzer kurzer Bericht. Viel Spass mit den Bildern. Alles Liebe, Ruthi



Die nachgereichten Bilder vom Mount Cameroon!

Es hat leider etwas gedauert, aber hoffentlich freut ihr euch trotzdem, dass ichs endlich geschafft habe... Viel Spass mit den Bildern!







Montag, 11. April 2011

28.3.2011 - Bergbesteigung, (nicht)-Anfang der Regenzeit, Farmarbeit

Halli Hallo!
Schon wieder ist einige Zeit vergangen und ich habe viel erlebt und gelebt.
Der letzte Monat bestand bei uns vor allem aus touristischen Aktionen, Besuch aus Deutschland und ein bisschen Urlaub, bevor wir im April alle wieder anfangen werden, zu arbeiten. Die Hauptattraktion war da wohl die Besteigung der aktiven Vulkans Mount Cameroon, der mit seinen 4070 m Höhe der höchte Berg in Westafrika ist. Wir waren 3 Tage unterwegs, mit einem Führer und persönlichen Gepäckträgern (Das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen dekadent an, aber man darf garnicht ohne Träger gehen, sie verdienen dadurch ihr Geld und sind wirklich einfach stärker und trainierter als wir – Wasser für drei Tage 3000 Höhenmeter hochzuschleppen ist einfach anstrengend. Ich war froh, dass ich es geschafft hab, mich selbst hochzuschleppen =)). Wir starteten auf einer Höhe von ca. 1000 m und liefen am ersten Tag 16 km 1760 Höhenmetern, also ca. 2/3 des Berges, übernachteten dort in einer von Kolonialherren gebauten einfachen Holzhütte, erreichten am zweiten Tag dann die Spitze (ca. 6 km) und dann 24 km Abstieg, Übernachtung im Zelt bei einem Campinplatz, am dritten Tag nöch den Rest (ca. 12 km). So ging es durch verschiedenste Landschaften, zunächst durch den Regenwald mit unglaublichen Baumriesen und sehr feuchtwarmen tropischen Klima, über schwarze Böschungen aus harter Lava mit knorrigen Bäumen und spärlicher Vegetation bis hinauf zur Spitze über Geröll und Lavasand mit Kratern und dampfender Erde und mit eiskaltem Wind (ich war sehr dankbar über meine 2 Pullover, eine Windjacke, Handschuhe und Schals!). Der Abstieg war jedoch noch viel interessanter. Wir nahmen einen anderen Weg zurück (es hätte auch keinen Spaß gemacht, die steilen Geröllhänge wieder herunderzuschlittern), der durch unglaublich beeindruckende Lava-, Steppe-, Krater- und Graslandschaften führte (das kann man nur mit den Fotos wirklich erklären), die uns auch teilweise an die Landschaften aus „Herr der Ringe“ erinnerte. Die Träger und der Führer waren sehr nett, uns wurde viel über die Natur, aber auch über die alten Geschichten und Sagen der Berges erzählt. So mussten wir zum Beispiel traditionell mit Palmbüschen tanzen, um von dem Berggott die Erkaubnis zu bekommen, heraufzusteigen. Insgesamt haben sich ale Kosten und Anstrengungen wirklich gelohnt, um diese wunderbare Erfahrung zu machen. Die Bilder sagen wohl mehr, als meine Worte sagen könnten.

Ansonsten haben wir in Kumbo ohne fliessendes Wasser das Ende der Trockenzeit erlebt. Die Regenzeit sollte eigentlich am 15. März anfangen. Bis jetzt hat es zweimal stark geregnet, als wir nicht da waren und ansonsten fühlt es sich weiterhin sehr trockenzeitig, staubig an. Hoffentlich wird es nicht, wie letztes Jahr, als die Regenzeit erst im Mai anfing... Natürlich ist es schön, blauen Himmel und Sonnenschein zu haben. Wenn das allesdings auch mit Wasserschleppen und schrecklich feinkörnigem roten Staub, mit dem man nach jeder Bike-Fahrt vollkommen bedeckt ist, verbunden ist, wünscht man sich doch auch den Regen zurück, auch wenn dieser dann Schlamm, rutschige Straßen, Schmutz und Warten, bis der Regen aufhört, bevor man aus dem Haus geht, bedeutet...

In der Zeit, bevor die Regenzeit anfängt, werden hier die Felder umgegraben und bepflanzt, sodass gerade am Ende meiner Zeit im Dorf (Ende Februar) alle (vor allem natürlich die Frauen, denn Farmarbeit ist hier ja bekanntlich Frauenarbeit) damit beschäftigt waren. Ich bin auch einmal mit dem Mädchen, das im health centre putzt, von dem ich im letzten Bericht erzählt habe (das mit 18, einem Mann und einem Kind, ohne Mutter, den ganzen Vormittag im Health centre putzt und nachmittags dann noch zur Farm muss und für die Familie kochen ect...), zusammen auf ihre Farm gegangen. Eigentlich hatte ich wirklich die Intension, ihr ein bisschen der schweren Arbeit abzunehmen. Leider sind wir nach ca. Einer Stunde wieder gegangen, nachdem sie darauf gedrängt hatte. Ich weiß nicht genau, warum, aber wahrscheinlich war der Grund, dass ich dabei war, und man dem „white man“ wohl nicht so viel Arbeit zumuten kann... Das ist ein wirklich blödes Gefühl, wenn man nach 7 Monaten, die man jetzt schon hier ist, immernoch mit Samthandschuhen angefasst wird und immernoch wie ein Fremder, der nicht mit anpacken kann... Oft kommt es mir so vor, als ob der größte Rassismus von den Schwarzen selbst begangen wird, indem sie sich automatisch den Weißen unterordnen und diese für etwas besseres halten. Ich weiß nciht, wie oft ich schon zu hören bekommen habe, dass unsere Haut doch viel weicher und dünner sei und wir nicht so viel arbeiten könnten, dafür aber so schlau seien und doch alles besser wüssten, Gott den Weißen so viel Intelligenz gegeben habe, dass sie all diese modernen Technologien entwickeln konnten und überhaupt die Deutschen im Speziellen sehr starke Menschen wären (wahrscheinlich weil alle Gebäude und Brücken, die in Kamerun von den Deutschen gebaut wurden, heute immernoch stehen und immernoch stabil sind und ihren Zweck erfüllen). Wenn ich dann erwiedere, dass wir doch alle Menschen sind und gleich und ich auch matanpacken kann, putzen kann, Felder umgraben kann, und sie genauso schlau oder dumm sind, wie wir Weißen, dann wird nur verlegen gelacht und nicht weiter darauf eingegangen...
Naja... Jedenfalls habe ich leider nur eine Stunde auf dieser Farm mit den lokalen, für uns sehr koisch geformten Hacken, gearbeitet, hätte gern noch mehr gemacht, war aber auch nach einer Stunde schon recht geschafft und hatte eine Blase an der Hand – Insofern haben sie Recht: Wir sind einfach nicht an harte körperliche Arbeit gewöhnt! (was aber nichts mit der Hautfarbe, sondern mit der Umgebung, in der wir groß geworden sind und unserer Erziehnung zu tun hat)...

Die Zeit auf dem Dorf ist jetzt jedenfalls vorbei und ich wurde sehr sehr sehr schön verabschiedet, sowohl von den Schwestern, die getanzt und gesungen haben, einen Kuchen gebacken und eine sehr liebe Abschiedskarte geschrieben haben als auch von den Mitarbeitern des health-centres, von denen ich den Uniform-Stoff der health-centre-Familie geschenkt bekommen habe (aus diesem Stoff haben sich alle, die dort arbeiten Kleidung nach ihrem Geschmack schneidern lassen. Diese wird dann zu bestimmten Arbeitsangelegenheiten getragen). Ich bin jetzt also Teil dieser Familie und habe meinen Stoff auch schon zur Schneiderin gegeben... =)

Ab nächster Woche werde ich wieder im Waisenhaus arbeiten und freue mich schon sehr darauf, meine Kinder wiederzusehen. Nach zwei Monaten werde ich dann nochmal meine Stelle wechseln und in der maternity (also der Geburtenstation) des großen Krankenhauses arbeiten, an das das Waisenhaus gekoppelt ist. Im health-centre war ich von den Geburten so fasziniert, dass ich gerne noch mehr erleben darüber erfahren will. Das wird bestimmt auch nochmal sehr interessant. Überhaupt werden die nächsten vier Monate genauso wie die letzten acht nur so vorbeifliegen. Das heißt auch, dass es garnichtmehr lange dauert, bis ich am 26. Juli am Frankfurter Flughafen lande und dann wieder ganz normal im Deutschen Luxus leben werde... Verrückt! Aber ich freu mich auch ein bisschen darauf =)

Freitag, 4. Februar 2011

wies mir so gehts

So erschreckend und bedrückend dieser Bericht jetzt vielleicht klingen mag (vielleicht auch nicht, ich weiss nicht) – mir geht es nach wie vor wirklich gut. Es sind viele wertvolle Erfahrungen, die ich hier mache, auch wenn manchmal Sprach- und Hilflosigkeit meinerseits einfach dazugehören. Doch fühle ich mich im Großen und Ganzen sehr wohl und werde überall mit einer kaum zu glaubenden Offenheit und Freundlichkeit empfangen, es wird gesungen und getanzt, Menschen lachen und sind fröhlich, trotz allem, was in mir wieder hohe Bewunderung und Ehrfurcht gegenüber den Menschen hier auslöst und ich hoffe, von ihnen zu lernen, unsere kleinen Problemchen in Europa dadurch etwas relativiert betrachten zu können und das, was ich habe, wirklich schätzen zu wissen und froh und dankbar um alles zu sein, was ich erleben darf.

Dienstag, 1. Februar 2011 - Eindruecke aus dem health centre

Die Arbeit im health centre ist sehr interessant, vorausgesetzt, es sind Patienten da, was leider nicht immer der Fall ist. Es seien wohl viele Menschen krank zuhause, aber für einen Gang zum health centre und eine professionelle Behandlung dort fehlt leider vielen das Geld, wenn es auch wirklich, verglichen mit anderen Krankenhäusern, die zum Beispiel vond er Regierung geführt werden, nicht teuer ist, sich hier behandeln zu lassen. Soetwas wie eine Krankenversicherung gibt es nicht, doch so etwas ähnliches wird gerade versucht, einzuführen und so viele Menschen wie möglich zu registrieren, nur, dass viele den Sinn dahinter nicht wirklich verstehen und somit das jährlich eingezahlte Geld als aus dem Fenster geschmissen ansehen, wenn sie selbst in diesem Jahr nicht krank sind und eine Behandlung benötigen. Dass dafür dann aber andere davon profitieren können und sie selbst, wenn sie es dann brauchen, vom Geld der anderen, ist zu langfristig gedacht. Dafür ist das Geld einfach zu wertvoll im Augenblick – Es ist wohl wirklich sehr mühsam, diese Art Krankenkasse den Leuten schmackhaft zu machen. Je mehr Menschen registriert sind, desto mehr kann die Krankenkasse dann auch leisten und unterstützen, aber wenn sich nur wenige überzeugen lassen, dass es wirklich eine sinnvolle Investition für die Zukunft ist, kann auch nicht so viel von der Kasse übernommen werden. Im Moment werden 75% von Krankenhausrechnungen übernommen, vorausgesetzt, es ist keine besondere Behandlung, wie zum Beispiel am Herzen oder an den Zähnen. Diese werden garnicht übernommen. Außerdem zahlt die Kasse nur bis zu einem bestimmt Betrag. Wenn die 75% mehr als dieser Betrag sind, muss der Patient den Rest bezahlen. Das ist zwar immernoch nicht perfekt, aber schon eine große Erleichterung für die Menschen hier, denn die meisten Rechnungen, die hier bezahlt werden, gehen über diesen Betrag nicht hinaus.
Die wenigen Patienten, die wir haben, müssen dann noch nicht einmal, wie bei uns in Krankenhäusern, von den Krankenschwestern gewaschen, gefüttert oder gepflegt werden. Diese Aufgaben werden in den kamerunischen Krankenhäusern von Familienmitgliedern übernommen. So bekommt jeder Patient sein eigenes Essen von seinem persönlichen „Pfleger“ gekocht (es gibt eine Feuerküche extra dafür auf dem Gelände des health centres), Windeln für frisch geborene Babies werden von den Familien selbst gebracht und gewaschen, die Badewanne für Babies wird selbst gebracht, Wasser zum trinken, Geschirr, Besteck, eientlich alles, was man so braucht, außer Medizin, bringen die Verwandten und Freunde, die für den Patienten sorgen. So bleibt also nicht allzu viel Arbeit für die Krankenschwestern- und pfleger, die vor allem Fieber und Blutdruck messen, Medikamente verteilen, Infusionen legen, Spritzen geben und hier eben auch, da kein Arzt vorhanden ist, Babies auf die Welt bringen und Diagnosen stellen. Viele der Patienten hier kommen mit Malaria, entzündeten Wunden, Durchfall, Husten, einige auch mit Unterernährungserscheinungen, die sie eigentlich nicht haben müssten, weil sich hier jeder mit seiner Farm ausgewogen ernähren könnte. Oft werden aber die Dinge mit den wichtigen Inhaltsstoffen für eine ausgewogene Ernährung, wie Erdnüsse, Bohnen, Kürbiskerne und Obst auf dem Markt verkauft und für sich selbst oder die Kinder bleibt dann nur Fufu, Yams (Knollenfrüchte, ähnlich wie Süßkartoffeln), Kartoffeln, ect., mit Öl zubereitet, vielleicht ein bisschen Njama Najma, gekochte Kürbisblätter oder anderes grünes spinatähnliches Gemüse – auch mit viel Öl zubereitet... Essen, das zwar sättigt, aber nicht besonders nährstoffreich ist.
Außerdem werden hier viele Kinder geboren, es gibt auch ein regelmäßiges Massenscreening für Schwangere und Neugeborene. So habe ich jetzt schon vier Geburten miterlebt, die zum Glück alle gut gegangen sind, mit gesunden Kindern und Müttern. Väter sind hier grundsätzlich nicht bei Geburten dabei und kommen vielleicht mal danach, um das Ergebnis zu begutachten – vor allem, wenn es ein Junge geworden ist. Geburten sind also, wie bei uns auch noch vor einiger Zeit, ganz klar Frauensache. Außerdem sind die Frauen jung! 15, 19 und 20 waren drei von den vier Mütter – alle mit ihrem ersten Kind... und alle verheiratet – ob freiwillig oder nicht, ob aus Liebe oder pragmatischen Gründen, wie alt der Ehemann ist und wieviele andere Frauen er noch hat – das weiß ich nicht und will es vielleicht auch garnicht wissen... Ein oder zwei Tage nach der Gebutr werden die Jungs hier alle beschnitten – aus hygienischen Gründen und, weil jemand unbeschnittenes Schwierigkeiten haben wird, ein Frau zu finden. Da Babies ja noch nicht so viel mitkriegen, bzw. alles wieder vergessen, brauchen sie auch keine Narkose. Das Kind wird ordnetlich festgehalten und dann gehts los. Ganz unter dem Motto: „Was nicht tötet, härtet ab“ ...
Dazu, wie hygienisch und steril hier alles ist, kann ich nicht so viel sagen, weil ich die deutschen Standarts noch nicht so gut erleben konnte – dazu weiß ich einfach noch zu wenig. Vielleicht ist es auch besser, dass ich noch nicht so viel weiß, dann merke ich wenigstens nicht, was alles falsch gemacht wird. Es gibt aber keinen Grund zur Sorge um mich, denn die Arbeiter hier schützen sich schon ausreichend – vor allem wird auf mich besonders gut acht gegeben =)!
Was außerdem sehr auffällig und bedrückend ist, ist die doch auffällige Anzahl an HIV-Positiven und Aids-Kranken hier. In Kumbo ist mir das bisher noch nicht so stark aufgeallen, weil man das den Menschen auf der Straße ja nicht unbedingt ansieht. Aber hier, wo man die Testergebnisse sehen kann, wird mir die hohe HIV-Rate Kameruns zum ertsen Mal richtig bewusst. Theoretisch bekommen alle Patienten kostenlose Medikamente von Entwicklungshilfegeldern und es sind auch einige, die ihre Medizin bei uns abholen. Wieviele aber ungetestet bleiben oder aus Scham lieber zuhause bleiben und vor sich hin vegetieren oder wissen, dass sie positiv sind, es aber einfach nicht wahrhaben wollen und somit den Virus achtlos weiterverbreiten, das weiß keiner so genau und es bleibt eines der größten Probleme Afrikas...

Samstag, 21. Januar 2011 - erster Bericht aus dem Busch

Hallo Ihr Lieben
Jetzt bin ich schon eine Woche in Tabenken, wohne bei den Nonnen im Convent und arbeite in dem Health Centre, das sie „bewirtschaften“. Sehr sehr viele neue und ganz andere Eindrücke als bisher habe ich in dieser einen Woche schon sammeln können und dabei wird es wohl nicht bleiben...
Tabenken ist ein kleines Dorf, das man erreicht, wenn man von Kumbo aus in den Norden (In Richtung Nigeria) fährt. Ich bin mit dem Motorbike hingefahren mit dem Fahrer meines Vertrauens, Damian, der mich auch immer morgens ins Waisenhaus gefahren hat. Die Fahrt war stuabig und lang (3 h), aber die Landschaft war mal wieder wunderschön anzusehen. Die vier Schwestern, die hier in dem Convent wohnen haben mich alle sehr herzlich empfangen und sind wirklich nett. Zwei von den vieren arbeiten im health centre, die anderen beiden (, die auch die älteren beiden sind) sind zuhause und kochen. Entgegen aller Erwartungen gibt es hier Wasser, Strom und sogar Handy-Empfang (allerdings nur von einem bestimmten Handy-Anbieter, von dem ich leider noch! kein Kunde bin). Das alles sei aber sehr frisch hier (Strom, der nicht die ganze Zeit ausfällt erst seit dem Besuch des kamerunischen Präsidenten Paul Biya in Bamenda, der Hauptstadt der Nord-West-Provinz, in der ich mich hier befinde, im Dezember 2010 und Netzempfang erst seit 4-5 Monaten).
Ich verstehe mich besonders gut mit der jüngsten der Schwestern hier, die vielleich so Mitte 20 ist und mit der ich nachmittags immer aufs Feld gehe, um die Beete zu gießen. Zum Glück liegt dieses Feld direkt an einem kleinen Bach, der durch das Dorf fließt (selbst jetzt in der Trockenzeit hat er relativ viel Wasser) sodass man nicht allzu lange Eimer schleffen muss. Die Feldarbeit ist wirklich anstrengend und schwer und ich bewundere jedesmal aufs neue, wie diese Frauen (Feldarbeit ist hier Frauenarbeit) das alles schaffen. Man sieht hier in der Landschaft überall Felder, die teilweise so groß sind, dass man denkt, das könne nur mit Maschinen geschafft werden, die aber alle mit bloßen Händen (nicht einmal mit Hilfe von Tieren) von den unglaublich starken Frauen dieses Landes bewirtschaftet werden, um ihre Familien zu ernähren und vielleicht ein paar Erdnüsse, Sojabohnen oder Kürbiskerne auf dem Markt zu vekaufen, um das Schulgeld für die Kinder zu bezahlen, oder Seife zum Wäsche waschen (wenn der Mann nicht arbeitet und so noch eine andere Geldquelle bietet, was doch recht oft vorkommt). Ein Mädchen, das im healh centre putzt, hat mir gestern ihre Geschichte erzählt. Sie ist eine von vier Kindern einer nicht verheirateten Mutter, die vor zwei Jahren gestorben ist – Ihre jüngeren Geschwister leben bei der Großmutter, sie selbst ist 18 Jahre alt, hat ein zweijähriges Kind, einen Mann (den sie wahrscheinlich heiraten musste, weil sie schwanger war, um nicht das Gesicht zu verlieren), arbeitet vomittags im health centre (bekommt daf[r im Monat 10000 frs, was nicht einmal 20 Euro sind) geht nachmittags noch aufs Feld und arbeitet weiter und kommt abends nach hause, um für ihr Kind und ihren Mann zu kochen (das Kind ist tagsüber bei seinem Vater, der immerhin auch etwas mithilft und ab und zu aufs Feld zum arbeiten geht, was aber eher eine Ausnahme ist). Sie hat nur die Primary-school abgeschlossen, die hiesige Grundschule, die allerdings 6 Jahre dauert und die verpflichtend ist und nicht so viel kostet, wie die weiterführenden Schule (aber trotzdem noch zu viel – Offiziell gibt es in Kamerun kein Schulgeld mehr, so steht es sogar im Reiseführer, die Realität sieht jedoch ganz anders aus – alle Schulen kosten hier Geld! Korruption!) und wird wahrscheinlich weder die Zeit, noch das Geld dafür haben, irgendwann ihre Bildung zu erweitern. Wenn ich das höre und ihr Leben mit meinem eigenen vergleiche, schäme ich micht für alles, worüber ich mich je beschwert habe, meine eigenen kleinen Probleme sind neben ihren einfach nur lächerlich und absurd. Das aller absurdeste und erstaunlichste dabei ist, dass sie trotz allem gut gelaunt, freundlich un offen ist und man ihr nichts von alledem anmerkt... Ich bin gespalten zwischen großer Bewunderung und gleichzeitig Rat- und Hilflosigkeit, wie ich mit ihr umgehen soll – was soll man denn da sagen, als jemand, der hierher gekommen ist, um zwar Erfahrungen zu sammeln und das Leben hier zu erleben, aber immer mit der Sicherheit und Gewissheit im Hinterkopf: „Ich komme wieder in mein reiches, entwickeltes, behütetes, deutsches Umfeld zurück und werde nach diesem Jahr ganz normal weiterleben wie bisher (Kann ich das überhaupt?); Ich kann hier nichts verändern, ich als kleine, unausgebildete Freiwillige – wo soll ich denn anfangen? Wenn selbst ausgebildete Entwicklungshelfer das nicht schaffen“... Da wird man schon nachdenklich, findet aber natürlich keine Lösung und ist dankbar für jede Ablenkung, wie zum Beispiel die lustigen, singenden, tanzenden Schwestern und ihre Gesprächsthemen, wie zum Beispiel das Klima in den verschiedenen Gebieten Kameruns, in denen sie schon überall gearbeitet haben und die Schweißproduktion anderer Schwestern, oder die Art, wie man Mangos in der Mangozeit so zubereiten kann, dass sie das ganze Jahr über halten und die Begeisterung eines Bischofs dafür... Oder wenn ich mit Sr. Pascaline abends das Aerobicprogramm einer amerikanischen Fitnesstussi, duchgehe, wovon sie eine CD hat, die wohl irgendwann mal eine Schwester besorgt hat, um ihre Mitschwestern fit zu halten. „and kick and kick and walk and walk“ =) oder die lieben afrikanischen Mamas, die immer ganz herzlich und freundlich grüßen. Ansosnten gibt es hier nicht besonders viel Ablenkung. Ich lese viel (endlich mal Zeit für meine vielen mitgebrachten Bücher, die bisher nur im Regal standen), gehe spazieren, in die Kirche, bete abends immer mit den Schwestern (ganz ungezwungen) und bin eigenltich ziemlich zufrieden hier.

Weihnachten

13.1.11
Halli Hallo ins ferne Deutschland!
Es ist mal wieder lange geworden, seitdem ich das letzte Mal habe von mir hören lassen. Aber wir waren wirklich seit dem Beginn der Weihnachtsferien ununterbrochen unterwegs, eingeladen, mit eigenen Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt oder auch einfach müde... So werde ich versuchen, aus den sehr ereignisreichen letzten 4 Wochen das wichtigeste und interessanteste herauszupicken und euch zu berichten. Ob das gelingt, weiß ich nicht, denn eigentlich habe ich jetzt gerade auch keine Zeit und bin damit beschäftigt, Mäuse aus unserer Küche zu vertreiben, Wasser an den Wasserstelle zu holen, um meine Wäsche zu waschen und vielleicht auch mal zur Abwechslung mich selbst ein bisschen zu säubern =).
Am besten fange ich mit Weihnachten an. Von sehr vielen habe ich gehört, dass euch das wohl am meisten interessiert – wie in Kamerun Weihnachten gefeiert wird. Leider muss ich euch da ein bisschen enttäuschen: Große Traditionen, wie Advenzkränze, Weihnachtsbäume oder Plätzchen gibt es hier nicht (da ist Deutschland selbst in Europa wohl das Land mit dem meisten Weihnachts-Schnick-Schnack). Trotzdem muss ich sagen, dass ich mir Weihnachten so weit weg von zuhause und meiner Familie wirklich schwieriger vorgestellt habe. Alles in allem war es eine sehr schöne Zeit mit vielen netten Begegnungen und auch trotz des „unpassenden“ Wetters einer gemütlichen und heimelichen Atmosphäre.
Alle Kinder und auch Frauen bekommen (wenn das Geld dafür reicht) zu Weihnachten neue, schöne Klamotten und Schuhe. Man sieht viele Kinder in kleinen Grüppchen um die Häuser ziehen und Weihnachtslieder singen, um Süßigkeiten und etwas zu trinken bei den Gastgebern zu bekommen – Ähnlich wie unsere Sternsinger. Leider konnten wir nur abends zwei Grüppchen empfangen, weil wir den ganzen Tag unterwegs waren.
An Heiligabend gehen auch hier alle in die Kirche, aber Bescherung und gemütliches familiäres Liedersingen und Beisammensein wird hier durch Freunde in Bars treffen, Trinken und Feiern ersetzt =). Es wird so viel gefeiert, dass dann am nächsten Morgen in der eigentlichen Weihnachtsmesse alle sehr müde sind und teilweise auch auf den Kirchbänken einschlafen. Dann werden zu hause Gäste empfangen, bzw. man besucht Freunde. Essen , süße Getränke und Bier steht für alle bereit, die eben vorbeikommen wollen. Wir drei konnten uns vor Einladungen kaum noch retten und mussten leider auch einigen absagen, weil die Zeit nicht gereicht hätte. So waren wir am 25. den ganzen Tag unterwegs, haben insgesamt 4 verschiedene Orte besucht und wurden natürlich auch jedesmal ordentlich mit Fufu und Njama Njama und Ffleich und Bier und Palmwein und Kochbananen und Reis und und und und... verköstigt. Anstatt Weihnachtsplätzchen gibt es hier Chin-Chin und Popcorn, das sind kleine frittierte Teigstreifen, die eher salzig als süß schmecken und von denen man nicht mehr aufhören kann, zu essen, wenn man einmal angefangen hat. Man glaubt garnicht, wie anstrengend das alles sein kann. =) Dann sitzt man mit den Leuten zusammen im Wohnzimmer und isst, trinkt, redet, wenn Strom da ist, läuft der Fernseher als Unterhaltung, und genießt eben das Weihnachtsfest. In manchen Häusern steht sogar ein kleiner Plastik-Weihnachtsbaum mit wunderschön geschmackvollem Glitzerschmuck. Im Bischofshaus stand auch ein richtiger Weihnachtsbaum, der mit Luftballons und BonBons geschmückt war.
Und Abends geht man dann wieder aus, so wie am Heiligabend. Vor allem die Jugend feiert dann ausgelassen bis in die Morgenstunden. Am 26. geht es weiter, wie am 25. und dann ist der ganze Weihnachtszauber-wenn man das so nennen kann, auch schon wieder vorbei. Wir drei haben den Heiligabend aber sehr heimelich und deutsch verbracht. Zusammen mit Mona, der deutschen Ärztin haben wir Plätzchen und Lebkuchen gegessen, Lieder gesungen, die Weihnachtsgeschichte vorgelesen und Bescherung gemacht (leider sind die ganzen Weihnachtspäckchen aus Deutschland erst jetzt angekommen, sodass ich an Heiligabend selbst kaum etwas zum auspacken hatte, aber das ist ja nicht so wichtig – umso mehr habe ich mich jetzt über die verspäteten Grüße und Plätzchengeschenke (die leider nur noch teilweise genießbar waren) gefreut – Vielen Dank dafür!) und danach, zur Krönung des Abends, gab es Hühnerbraten mit Kartoffelknödeln und Rotkraut. Wie schon gesagt-sehr deutsch! Der Hühnerbraten war eine besondere Attraktion, denn der wurde natürlich selbst geschlachtet, entfedert und ausgenommen – wie man das hier so macht. Unser Hahn Ansger wird uns immer in guter Erinnerung bleiben! Doch trotz diesem so gut es geht deutschen Heiligabend war es natürlich immernoch komisch und nicht so richtig typisch weihnachtlich hier bei Sonnenschein und Staub – was nicht heißt, dass es nicht schön war, im Gegenteil, es war sehr schön – nur eben nicht wie Weihnachten, wie ich es sonst kenne und das war ja zu erwarten. =)

Ansonsten waren wir nach Weihnachten zwei Wochen im Norden Kameruns unterwegs, was sehr interessant und schön war. Doch leider habe ich jetzt nicht genug Zeit, um davon zu berichten, weil wir schon wieder voll in Vorbereitungen für unseren Aufenthalt in den Dörfern stecken. Am Sonntag werde ich nach Tebenken in ein health centre gehen, das von Franziskanerinnen geführt wird, dort mit ihnen leben und arbeiten (hoffentlich darf ich auch ein bisschen was machen, und nicht nur zuschauen) und so noch einmal eine ganz andere Seite des Lebens hier kennenlernen und erfahren dürfen. Ich bin sehr gespannt, aber natürlich auch etwas besorgt, ob das denn da allein auf dem Dorf mit den Schwestern nicht ein bisschen langweilig und einsam wird. Wir werden sehen. So bin ich dort also vorfausslichtich die nächsten 4-6 Wochen (je nach dem, wie gut es mir gefällt=)) und weiß nicht, ob ich zwischendurch übers Wochenende mal nach Kumbo kommen kann, um vielleicht den ein oder anderen Bericht ins Internet zu stellen. Denn ich glaube dann werde ich endlich einmal Zeit haben, ausführlich und viel über den Alltag im health cente und was sonst nocht so passiert, berichten.

Ich hoffe, ihr hattet alle ein wunderschönes Weihnachtsfest und auch einen guten Start ins neue Jahr. Inzwischen ist der Alltagstrott in Deutschland ja auch schon wieder losgegangen – Alles Liebe im Alltagstrott =)
Eure Ruthi