Samstag, 2. Oktober 2010

Internetstic!!!

Ja, endlich haben wir einen Stickfür unser Internet... Das lange Warten hat sich gelohnt und ich verspreche, meine Regelmäßigkeit von Blogeinträgen zu opftimieren. Jetzt habt ihr erstmal was über meinen Alltag zu lesen. Was wir an den Wochenenden so gemacht haben und auch ein paar Fotos, versuche ich so bald wie möglich online zu stellen. Leider wurde meine Kamera aus unserem Wohnzimmer geklaut, als wir unsere kleine Willkommensfeier gemacht haben. Ich bekomme aber nächte Woche aus Deutschland eine neue mitgebracht, sodass ihr dann auch mal meine Kinderchen sehen könnt - die wirklich zu liebenswert aussauen! =)
Grüßt mir das herbstliche Deutschland!

Mein Alltag, der aber doch meistens ein bisschen anders verläuft, als hier beschrieben

Morgens zwischen 5.30 Uhr und 6.00 Uhr stehe ich auf, werde dann um 6.30 Uhr von Damian, dem Motorbikefahrer abgeholt, der mich nach Shisong bringt. Die Fahrt von etwa 20-30 Minuten genieße ich sehr, denn man hat eine tolle Aussicht auf Kumbo, das so früh morgens noch vom Dunst versteckt im Tal liegt, aber schon längst aufgewacht ist. Man sieht schon sehr viele Menschen auf der Straße – Kinder und Jugendliche, die auf dem Weg in die Schule sind (oft haben sie einen Schulweg von 2-3 Kilometern), Erwachsene sind auf dem Weg zur Arbeit (auch meistens zu Fuß), afrikanische Mamas breiten ihre Leckereien am Straßenrand aus und aus einigen Bars dröhnt schon laute Musik. Damian erzählt mir manchmal, was er letzte Nacht in den News auf aljazeera gesehen hat, manchmal reden wir über Michael Jackson (Kameruner lieben ihn), deutsche Amokläufer und andere interessante Themen, manchmal bin ich aber auch noch sehr müde und wir schweigen die Fahrt über.
In Shisong angekommen begrüssen mich die Kinder, indem sie mir entgegenlaufen und „Ruuuh“ schreien. Die drei Ältesten (zwei sind 4, eine ist 3 ½ Jahre alt) gehen schon in die Nursery-Schule, sowas wie Kindergarten bei uns, nur dass die Kinder dort schon Schreiben und Marschieren (!) lernen und weniger spielen, als unsere Kindergartenkinder. Sie sind also vormittags nicht im Weisenhaus, was meine Arbeit mit den 7 Kleineren um einiges entspannter macht. In den ersten drei Wochen, in denen ich dort gearbeitet habe, waren alle Kinder auf einem Fleck. Dazu kommt, dass auf mich grundsätzlich nicht gehört wird, weil ich ja die liebe Weiße bin, die auch nicht schlägt. Die anderen, die dort arbeiten sind oft nicht so lieb zu den Kindern. Zum einen herrscht dort ein ziemlich grober Umgangston – Dass sich mal nett mit den Kindern unterhalten oder gespielt wird, kommt selten vor; meistens sollen sie den ganzen Morgen still auf ihrem Stuhl sitzen und am besten garnichts machen. Zum anderen werden die Kinder auch geschlagen, wenn sie mal nicht so brav sind. Oft ist es nicht so fest und eher die Sache an sich, die sie dann gehorsam macht. Es ist aber trotzdem nicht schön das mit ansehen zu müssen. Das Beängstigende daran ist, dass die Kinder eben auf garnichts anderes reagieren – also zum Beispiel nicht darauf, dass ich ihnen sage: „Hör bitte auf, deinen Bruder zu schlagen!“ und ich dann selbst in manchen Momenten (zum Beispiel wenn alle gleichzeitig getragen werden wollen und sich dann gegenseitig schubsen und schlagen oder wenn mich ein Kind anspuckt oder das Töpfchen ausschüttet oder oder oder) so genervt bin, dass mir fast die Hand ausrutscht und eine aggressive Grundtimmung in mir herrscht, was ich garnicht möchte. Natürlich ist das noch nicht passiert und wird auch hoffentllich nie passieren, aber überhaupt solche Gedanken/Aggressionen gegenüber Kindern zu haben, weil sie einem einfach auf der Nase herumtanzen und man ihnen „hilflos ausgeliefert“ ist, ist eine ungewohnte und zunächst beängstigende Situation für mich, mit der ich erstmal lernen muss umzugehen. Zum Glück sind das nur sehr seltene Momente und den Großteil der Zeit kann ich mit den Kindern mit Malen, Spielen, Rumrennen, Springen, Huckepack nehmen, Singen, Tanzen, Kitzeln, ect.verbringen und es ist einfach wunderschön, sie lachen zu sehen.Sie zwei Wochen arbeitet in dem Weisenhaus auch noch eine amerikanische Schwester, die für ein halbes Jahr in Shisong ist und darauf hofft, ihr Visum auf ein ganzes Jahr zu verlängern. Sie geht sehr gut mit den Kindern um und die meiste Zeit snd wir beide zusammen bei ihnen und spielen mit ihnen. So haben wir die Freiheit, sie eben nicht nur den ganzen Tag herumsitzen zu lassen. Wir wollen sogar versuchen, die Schaukeln und das Karussel wieder auf Vordermann zu bringen, die im Moment nur benutzt werden, um die Wäsche der Schwestern zu trocknen...
...Die Spielzeit geht von ca. 7.00 Uhr bis 11.00 Uhr. Dann, wenn sie gegessen haben und die drei kleineren gewickelt wurden (das kann ich inzwischen auch schon richtig gut – da gibt es eine spezielle Bindetechnik mit Stoffwindeln und außenherum eine Art Plastikstoff, der das ganze dicht halten soll – meistens „laufen“ die Kleinen schon vorher „aus“. Die Schwierigkeit für mich besteht dann darin, sie schon vorher zu wickeln, ohne dass es jemand merkt, denn der „Stundenplan“, der normale Tagesablauf ist einzuhalten , auch wenn er nicht mit den „Auslaufzeiten“ der Kinder übereinstimmt), ist Mittagsschlaf angesagt, der bis ca. 14.30 Uhr geht. Man muss dazu sagen, dass die Kinder schon um 5.00 Uhr aufstehen, gebadet, angezogen und gefüttert werden, es also schon schwierig ist, sie überhaupt bis 11.00 Uhr wach zu halten (wie das bei Kindern so ist, schlafen sie dann natürlich ungern ein, wenn sie wirklich die Möglichkeit dazu hätten – Also ist es zuerst schwierig, sie bis zum Mittagessen wach zu halten, aber auch, sie nach dem Mittagessen zum Schlafen zu bringen). Morgens kümmern sich die sechs Mädchen um die Kinder, die auch in dem Weisenhaus wohnen, weil ihre Familien zu arm sind, um ihre Schulgelder zu bezahlen. Sie sind ungefähr so alt wie ich und gehen in die (umgerechnet) 6.-8.Klasse, weil sie viele Jahre aus finanziellen Gründen nicht in die Schule gehen konnten. Und da die Schule für sie um 7.30 Uhr anfängt, muss früh genug angefangen werden, die Kinder rechtzeitig ferig gemacht zu haben. Sie leben also mit im Weisenhaus, kümmern sich um die Kinder und bekommen dafür Essen und die Möglichkeit, zur Schule zu gehen. Als noch Sommerferien waren, habe ich in der Mittagspause einigen von ihnen Mathenachhilfe gegeben. Jetzt, wo alle in der Schule sind, ist die Zeit, in der die Kinder schlafen, nicht ganz so spannend. Meistens kümmere ich mich um das ganz kleine Baby (6 Monate), das natürlich noch nicht dem Rhythmus der „Großen“ folgen kann und morgens meistens schläft. Ich füttere es (auch schon vormittags), was inzwischen zum Glück sehr gut klappt. Es hat ein bisschen gedauert, bis sich das Baby an mich gewöhnt hat und soweit war, dass es von mir die Flasche genommen hat. Mitlerweile geht das aber super und ich kann ein bisschen stolz darauf sein, dass es bei mir mindestens genauso gut trinkt, wie bei Cynthia, einem der Mädchen, die quasi seine Ersatz-Mama ist, weil in den letzten Monaten vor allem sie für das Baby verantwortlich war und immernoch ist. Ich bin also auch schon ein bisschen eine vom Kind angenommen Eratz-Mama =). Zum Einschlafen trage ich es (sehr afrikanisch!) mit einem Tuch auf meinen Rücken gebunden und singe ihm Lieder vor (wer mich kennt, weiß, dass ich Gute-Nacht-Lieder liebe!=)). Außerdem muss in der Mittagspause das Geschirr gespült werden, der Boden gefegt, und gebügelt werden (das macht aber meistens die amerikanische Schwester). Manchmal gehe ich auch mit und hole die drei Großen aus der Schule ab. Wenn das alles erledigt ist und das Baby gerade schläft, gönne ich mir auch mal ein kleines Mittagsschläfchen =). Man glaubt es kaum, aber die Arbeit ist wirklich anstrengend.
Wenn die Kinder dann langsam aufwachen (so gegen 13.30/14.00 Uhr), müssen die kleinen wieder gewickelt werden und die Großen müssen auch oft ihre Hosen gewechselt bekommen (das passiert erst ab 14.30 Uhr, weil davor noch nicht „die Zeit zum Wickeln“ ist). Bis dahin müssen die Kinder irgendwie in ihren Betten gehalten werden, was meistens nicht funktioniert (zumindest, wenn ich das versuche =)). Also springen sie schon vorher draußen herum und sind mehr oder weniger sich selbst überlassen. Danach sitzen alle Kinder vor dem Fernseher, der sie eigentlich garnicht interessiert, weil die zwei Programme, die der Fernseher dort empfängt meistens keine Kindersendungen senden. Es kam aber auch schonmal „findet Nemo“ oder „Shrek“. Jedenfalls bekommt dann jeder seinen Becher mit frischer warmer Kuhmilch, der auch mehrere Male wieder aufgefülllt wird und wirklich sehr beliebt bei den Kindern ist. Wenn das dann passiert ist, ist es Zeit für mich zu gehen. Die Mädchen kommen aus der Schule wieder zurück und können „übernehmen“. Ich werde auch wieder sehr freundlich verabschiedet („Bye bye“, „see you tomorrow“, „come again“...) und nehme dann ein Taxi nach Kumbo. Die Taxifahrten sind immer recht unbequem, weil hier das ganze Auto mit Menschen vollgepackt wird (die Fahrt muss sich ja auch lohnen!). Also sitzen auf der Rückbank vier, auf dem Beifahrersitz zwei und auf dem Fahrersitz auch zwei erwachsene Menschen. Kinder sind oft auch noch zusätzlich dabei. Die zählen aber nicht als vollwertige Fahrgäste. So kommt es schon mal vor, dass in einem Auto 9-10 Leute sitzen. Die passen da auch wirklich rein! Verwunderlich, wie schnell man sich doch an so manches gewöhnen kann. Wenn ich jetzt daran denke, kommt es mir albern vor, dass wir Kinder in Deutschland immer gemotzt haben, wenn alle drei Sitze hinten besetzt waren, weil es so eng sei... =) - Das Wort „Enge“ bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Bei „squares“, dem Zentrum Kumbos, angekommen, besorge ich manchmal noch ein paar Kleinigkeiten und steige dann auf ein Motorbike, das mich entweder – wenn das Wetter nicht so gut ist – direkt nach Hause bringt, oder – wenn die Sonne scheint – nur bis zum Bischofshügel, von wo aus ich einen kleinen Trampelpfad den Berg hinauf gehe, der wieder einen wunderschönen Blick auf Kumbo bietet. Zuhause angekommen verbringe ich dann die Nachmittage meistens mit Maxi und Bri. Manchmal treffen wir uns noch mit Freunden, manchmal haben wir „Lamnso-lesson“ (die afrikanische Sprache, die hier gesprochen wird), manchmal schauen wir einen Film, manchmal muss ich Wäsche waschen, manchmal schreibe ich meine Berichte (in letzter Zeit eher weniger =)) usw.... Jedenfalls gehen die Nachmittage dann immer sehr schnell vorüber und abends falle ich meistens sehr müde ins Bett und falle schnell in einen tiefen und erholsamen Schlaf, um am nächsten Tag wieder aufzustehen und meine Kinderchen zu sehen...
So kommt es, dass ich immer erst am Wochenende merke, dass schon wieder eine Woche vergangen ist und ich mich frage, wo die ganze Zeit geblieben ist... Das ist gut! =)

Schande über mich...

Lang lang ists her, dass ich das letzte Mal habe von mir hören lassen... Das tut mir Leid. Aber seit drei Wochen bekommen wir gesagt, dass wir „morgen!“ einen Internetstick in unser Haus bekommen, der über das Telefonfunknetzwerk läuft und ziemlich schnelles Internet bieten soll, sodass ich mir immer gesagt habe: „Wenn wir Internet haben, dann schreibe ich einen neuen Bericht... Also morgen...“ Jetzt sind drei Wochen vergangen und wir sind immer noch so unverbunden mit der restlichen Welt wie vorher. Wahrscheinlich dauert es also noch ein bisschen, bis der Stick den Weg in unser Haus findet. Außerdem habe ich seit langer langer Zeit wirklich mal ein bisschen Zeit, um mich hinzusetzen und zu schreiben.
Hier also mein verspäteter Bericht über die letzten 5(?) Wochen hier in Kumbo.