Samstag, 6. November 2010

einige Bilder aus dem Waisenhaus






Kribi - Sommer, Sonne, Strandurlaub



Um mal so richtig Urlaubsfeeling zu bekommen, haben wir einen Wochenendausflug nach Kribi gemacht, der sich vom Aufwand her eigentlich kaum gelohnt hat, irgendwie aber doch sehr schön war. Zum ersten Mal haben wir das Kamerunische Reisen hautnah erlebt, Kribi ist vielleicht 450 km von Kumbo entfernt und wir haben ca. 17 Stunden gebraucht, um dort anzukommen, also Donnerstagnachmittags nach Bamenda gefahren, von Bamenda dann den Nachbus nach Douala genommen und von Douala am Freitagmorgen einen Bus nach Kribi, der dann um ca. 12.00 Uhr dort angekommen ist. Wie ich vielleicht schon einmal erwähnt habe sind die Busse (genauso wie die Taxis) nicht besonders komfortabel, bzw. Sie könnten es sein, wenn sie nicht bis zum Rand vollgestopft werden würden. Außerdem muss man als jemand, der nicht an das afrikanische Klima gewöhnt ist, darauf achten, einen Platz am Fenster zu bekommen, weil Kameruner ein anderes Innenklima haben und bei Temperaturen, die wir kaum aushalten können, das Fenster geschlossen lassen, um den Wind, der aber sowieso nicht so stakt ist, weil der Bus nicht so schnell fährt, nicht abzubekommen, der ja vielleicht die Frisur zerstören könnte. Teilweise habe ich wirklich gedacht, ich zerschmelze gleich! =)
Trotz Zerschmelzungsängste sind wir kann doch irgendwie angekommen und konnten dann den Rest des Freitags und den ganzen Samstag in Kribi verbringen, das Meer genießen, die Sonne untergehen sehen, frischen gegrillten Fisch essen, Wasserfälle anschauen, die direkt ins Meer führen, am Strand spazieren gehen, Sonnenbrand holen, u.s.w. was man im Urlaub eben so macht. Da konnten uns nicht einmal einige ältere männliche französische Touristen die gute Laune und den Genuss des Urlaubs verderben, die mit ihren jungen hübschen Kamerunerinnen Essen und Alkohol in Massen genossen und nachts im Meer komische Laute von sich gaben. Ja, Sex-Tourismus gibt es nicht nur in Thailand...
Alles in allem hat sich dieser Ausflug doch gelohnt und wenn ihr die Bilder seht, werdet ihr mir da bestimmt Recht geben. =)

Wochenendausflug nach Elak/Oku mit einem Teil der Delegation

Oku ist ein Ort in der Nähe von Kumbo (ca. 3 Stunden Fahrt mit dem Auto – wären die Straßen nicht so schlecht, könnte man auch in einer Stunde da sein). Er ist bekannt für seine Schnitzkunst und liegr relativ hoch (der Mount Oku ist mit etwas mehr als 3000 m der zweitgrößte Berg Kameruns). Oft ist es sehr nebelig, was eine etwas unheimliche, mystische Atmosphere schafft und verstehen lässt, warum dieser Ort noch heute sehr wichtig für die traditionelle Kultur (traditionelle Medizin, Hexerei, Zauberei, Geheimgesellschaften (Kwifon), die die traditionelle Regierung bilden, Schnitzereien, ect.) ist.


Einen Teil dieser Mystik konnten wir am eigenen Leid erfahren. Zum einen, als wir den Fon besucht haben, was man als Tourist immer machen sollte, um den Lake Oku zu sehen, was wir natürlich wollten. Der Fon ist der traditionelle Herrscher über ein bestimmtes Gebiet. Er schlichtet Konflikte unter seinen „Untertanen“, ihm gehört das ganze Land, vor allem aber kümmert er sich um seine vielen Frauen und noch zahlreicheren Kinder, die der Fon nun mal hat. Wenn man fragt, wieviele Frauen er denn jetzt genau hat, bekommt man keine Antwort. Es müssten so um die 30 Frauen sein, die alle zusammen ca. 200 Kinder haben. Jede Frau lebt in ihrem kleinen

Haus mit ihren Kindern zusammen in einem kleinen Häuschen, das aus einem Raum besteht, in dessen Mitte sich eine Feuerstelle befindet und sonst eigentlich nichts.

Den Gedanken „Den Frauen vom Fon geht es finanziell bestimmt eher gut, der Fon ist ja schließlich soetwas wie ein König...“, der mir am Anfang im Kopf herumschwebte, konnte ich beim Anblick dieser Herbergen sofort vergessen. Gerade weil sie die Frauen vom Fon sind und sich der Fon um so viele Frauen kümmern muss, geht es ihnen mindestens genauso schlecht wie dem Rest der Bevölkerung. Zwar bekommt der Fon mehr Geschenke (von allen touristischen Besuchen des Lake Okus – man muss mindestens eine Flasche Palmwein oder ein Hühnchen (die kann man hier lebendig auf dem Markt kaufen) mitbringen, um den Fon angemessen zu Jede Tür gehört zu einer Fraubegrüßen), wenn er aber diese Geschenke an seine vielen Frauen verteilt (wenn er das überhaupt macht – was sollen seine Frauen denn mit Palmwein, das ist ein traditionelles Männergetränk...), bleibt am Ende nicht mehr viel für jede einzelne Frau übrig.


Eine Frau des Fons in ihrer Hütte


Das ist auch der Grund, warum der Fon politisch nicht so viel für sein Volk machen kann/macht. Er ist selbst finanziell von bestimmten hohen Tieren in der Regierung abhängig, die ihm mit Geld unter Druck setzen können und ihren eigenen Willen damit durchbringen, egal ob dieser gut für die Menschen des Landes ist. Der Fon muss jede Gelegenheit nutzen, um irgendwie an Geld oder andere Rohstoffe zu kommen, um sich um seine vielen Frauen kümmern zu können. Außerdem hat er sich die Frauen teilweise nicht einmal selbst ausgesucht, sondern sie sind von seinem Vorgänger, was auch bedeutet, dass sie zum Teil richtig alt sind. Der Fon – so ist der traditionelle Glaube – stirbt nämlich nie, sondern ist immer anwesend. Die Männer, die Fons sind, führen so zu sagen nur das immer existente Amt des Fons aus. Wenn einer stirbt, dann wird einer seiner Verwandten (Brüder, Söhne), der dieses Amtes würdig ist, sein Nachfolger. Die Frauen des Fons sind aber nicht die Frauen der Männer, die Fons sind, sondern die Frauen des Amtes „Fon“. Sie werden also mit dem Amt übernommen. Das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen seltsam an, ist aber in sofern garnicht so unklug, als dass die Frauen ja irgendjemanden brauchen, der für sie sorgt. (Nicht nur bei den Fons uns seinen Frauen, kann man diese Struktur der „Übernahme“ finden, sondern auch bei ganz gewöhnlichen Familien. Wenn der Mann stirbt, bekommt sein Bruder eben seine Familie und muss schauen, wie er diese zusätzlich zu seiner eigenen noch irgendwie versorgt.) Jedenfalls komt es so dazu, dass es Frauen und Kinder in jedem Alter auf dem Gelände der Fon-Palastes gibt, um die sich der Fon nicht nur finanziell, sondern auch „im Bett“ „kümmern“ muss(das natürlich nichtmehr ab einem gewissen Alter der Frauen =)). Ben, der Kameruner, der uns au diesem Trip begleitet hat, hat das auch wirklich so ausgedrückt: „He also has to take care for them in bed“

Jedenfalls waren wir den Fon besuchen. Wir wurden in ein Empfangszimmer geführt, was eher spärrlich eingerichtet war und warteten dann erstmal eine Weile, bis der Fon sich blicken ließ. Als er dann kam, mussten wir alle aufstehen. Die Frauen mussten gebückt stehen und durften nicht in die Augen des Fons schauen, die Männer mussten nacheinander alle drei Mal in die Hände klatschen und dann die Hände vor ihrem Mund zusammen halten. Das alles sind traditionelle Rituale, um Respekt auszudrücken. Natürlich müssen das alle machen, wenn sie den Fon begrüßen, sogar die Frauen und Kinder des Fons. Dann mussten wir uns alle vorstellen und wir haben ein bischen Smalltalt betrieben und unsere Geschenke überreicht (Wir haben auf dem Markt keinen Palmwein gefunden, deswegen haben wir normalen Wein gekauft. Außerdem haben wir ihm noch ein paar Taschenlampen, Postkarten von Deutschland und ein Metallkruz geschenkt, denn der Fon ist Katholik =)(ich weiß nicht wie, aber irgendwie können die Kameruner die traditionelle Kultur mit Polygamie ect. mit dem katholischen Glaube vereinbaren, bzw. Ist die Tradition einfach so tief verwurzelt, dass die Kirche keine Chance hätte, wenn sie solche Dinge strikt ablehnen würde. Mit der Tradition würde auch eine sehr wertvolle Sache verloren gehen)). Danach kam ein Diener des Palastes, die man an den Schwarz-Weiß-gestreiften Käppchen erkennt, mit einer Kalabasse voll mit Palmwein.


Wir mussten nacheinander vorkommen, zum Thron des Fons, und er hat uns Palmwein in die Hände geschüttet, den wir dann aus unseren Händen getrunken haben. Später haben wir aber auch noch Becher bekommen =). Jedenfalls war das ganze ganz schön spannend und aufregend, denn den Fon zu treffen, das ist schon eine besondere Sache. So viel Zeit hatte er auch garnicht für uns und ist dann relativ schnell wieder hinter der Tür verschwunden, aus der er gekommen ist, um wichtige traditionelle Dinge zu tun (wer weiß, was...) oder vielleicht um sich um seine Frauen zu kümmern =).

Danach konnten wir jedenfalls gesichert und ohne irgendwelche bösen, magischen Dinge zu befürchten, den See Oku anschauen. Nach kamerunischen 20 Minuten und deutschen 40 Minuten Fahrt auf abenteuerlicher Matschpiste, sind wir am Kratersee angekommen und konnten den wunderschönen See, jetzt am Ende der Regenzeit bis zum Rand mit urwaldähnlichem Wald bewachsen, genießen.


Wir haben außerdem noch einen der ältesten Männer Okus getroffen, einen Shufai, einen der engsten Berater des Fons, der gleichzeitig auch der beste Holzschnitzer Okus sein soll. Ihn nannten alle nur „big man“. Auch er hat viele Frauen und viele viele Kinder und lebt euf einem Hof mit mehreren Häusern, wo einige seiner Frauen und Kinder wohnen. Wir saßen in einer Lehmhütte, die vor lauter Ruß innen ganz schwarz war. Es brannte ein Feuer und man konnte es nur auf kleinen Höckerchen sitzend in dieser Hütte aushalten, weil der Rauch des Feuers die Augen sonst zum tränen gebracht hätte. Der Ruß des Feuers verleiht den Schnitzereien seine typische schwarze Farbe und die Wärme des Feuers beschleunigt das Trocknen des Holzes. Hier wurden einige Verhandlungen gemacht, weil eine der Delegation, Monika, eine bestimmte Marienstatue, im Oku-Kamerunischen Holzschnitzstil für ihre Gemeinde bei ihm in Auftrag gegeben hat. Er hat uns Colanüsse (sehr traditionell, sehr bitter, sehr koffeinhaltig, sie werden zum Palmwein gegessen, weil damit der Palmwein süßer schmeckt) und einen Hahn geschenkt.

Dieser Hahn wohnt jetzt bei uns drei Freiwilligen im Innenhof und lässt es sich gut gehen =). Nachdem uns bis jetzt alle Kameruner, denen wir „Ansger“ gezeigt haben, sagten, dass man ihn eigentlich ganz schnell schlachten soll, weil er sonst nur die Blumen frisst, sind wir ernsthaft am überlegen, ob er nicht unser Weihnachtsbraten werden soll. Im Moment lebt er jedenfalls erst einmal glücklich pickend in unserem Innenhof.

Ich könnte jetzt noch viel mehr von Traditionen und Riten berichten, aber wie könnte ich Euch die Dinge verständlich machen, die ich selbst kaum bis garnicht verstehe?!

Der Priester der Gemeinde Elak/Oku, der selbst auch ziemlich mit der Tradition verbunden ist, obwohl er ein Österreicher ist, der schon 43 Jahre in Kamerun lebt, hat uns ein vielleicht 700 Seiten dickes Buch über die Kultur und die Tradition Okus gezeigt – Kaum zu glauben, wie viel man dazu aufschreiben kann...

Kurzzusammenfassung =)

Viel ist wieder passiert seit meinem letzten Blogeintrag. Ich hatte Geburtstag, eine Delegation aus Deutschland, darunter meine Mutter (Das war die größte Freude für alle Kameruner – Meine Mutter zu treffen. Wenn man erwähnte, dass das meine Mutter war, wurde sie gleich ein zweites Mal herzlich gedrückt, willkommen geheißen und „Mamiruth“ genannt – (Hier werden die Eltern oft mit den Namen ihrer (erstgeborenen) Kinder angeredet), Familie hat hier eine viel viel größere Bedeutung als bei uns, was eigentlich sehr schön ist), war für zwei Wochen hier und wir konnten die Gruppe auf ganz vielen interessanten Ausflügen begleiten, Kumbo ein weiteres Mal mit fremden Augen sehen (denn manchmal merkt man garnicht, an was man sich schon alles gewöhnt hat, was ganz frischen Fremden wiederum sofort auffällt), wir waren für einen Wochenendausflug in Kribi am Strand im Regenwald und haben auch hier in der näheren Umgebung die wunderschöne Landschaft, die man manchmal nur am roten Erdboden vom Schwarzwald unterscheiden kann, genossen. Im Waisenhaus hat sich der Alltag nicht groß verändert, ich gehe immernoch gerne dorthin und verbringe so manche bezaubernde Stunden und Tage dort...