Freitag, 4. Februar 2011

Weihnachten

13.1.11
Halli Hallo ins ferne Deutschland!
Es ist mal wieder lange geworden, seitdem ich das letzte Mal habe von mir hören lassen. Aber wir waren wirklich seit dem Beginn der Weihnachtsferien ununterbrochen unterwegs, eingeladen, mit eigenen Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt oder auch einfach müde... So werde ich versuchen, aus den sehr ereignisreichen letzten 4 Wochen das wichtigeste und interessanteste herauszupicken und euch zu berichten. Ob das gelingt, weiß ich nicht, denn eigentlich habe ich jetzt gerade auch keine Zeit und bin damit beschäftigt, Mäuse aus unserer Küche zu vertreiben, Wasser an den Wasserstelle zu holen, um meine Wäsche zu waschen und vielleicht auch mal zur Abwechslung mich selbst ein bisschen zu säubern =).
Am besten fange ich mit Weihnachten an. Von sehr vielen habe ich gehört, dass euch das wohl am meisten interessiert – wie in Kamerun Weihnachten gefeiert wird. Leider muss ich euch da ein bisschen enttäuschen: Große Traditionen, wie Advenzkränze, Weihnachtsbäume oder Plätzchen gibt es hier nicht (da ist Deutschland selbst in Europa wohl das Land mit dem meisten Weihnachts-Schnick-Schnack). Trotzdem muss ich sagen, dass ich mir Weihnachten so weit weg von zuhause und meiner Familie wirklich schwieriger vorgestellt habe. Alles in allem war es eine sehr schöne Zeit mit vielen netten Begegnungen und auch trotz des „unpassenden“ Wetters einer gemütlichen und heimelichen Atmosphäre.
Alle Kinder und auch Frauen bekommen (wenn das Geld dafür reicht) zu Weihnachten neue, schöne Klamotten und Schuhe. Man sieht viele Kinder in kleinen Grüppchen um die Häuser ziehen und Weihnachtslieder singen, um Süßigkeiten und etwas zu trinken bei den Gastgebern zu bekommen – Ähnlich wie unsere Sternsinger. Leider konnten wir nur abends zwei Grüppchen empfangen, weil wir den ganzen Tag unterwegs waren.
An Heiligabend gehen auch hier alle in die Kirche, aber Bescherung und gemütliches familiäres Liedersingen und Beisammensein wird hier durch Freunde in Bars treffen, Trinken und Feiern ersetzt =). Es wird so viel gefeiert, dass dann am nächsten Morgen in der eigentlichen Weihnachtsmesse alle sehr müde sind und teilweise auch auf den Kirchbänken einschlafen. Dann werden zu hause Gäste empfangen, bzw. man besucht Freunde. Essen , süße Getränke und Bier steht für alle bereit, die eben vorbeikommen wollen. Wir drei konnten uns vor Einladungen kaum noch retten und mussten leider auch einigen absagen, weil die Zeit nicht gereicht hätte. So waren wir am 25. den ganzen Tag unterwegs, haben insgesamt 4 verschiedene Orte besucht und wurden natürlich auch jedesmal ordentlich mit Fufu und Njama Njama und Ffleich und Bier und Palmwein und Kochbananen und Reis und und und und... verköstigt. Anstatt Weihnachtsplätzchen gibt es hier Chin-Chin und Popcorn, das sind kleine frittierte Teigstreifen, die eher salzig als süß schmecken und von denen man nicht mehr aufhören kann, zu essen, wenn man einmal angefangen hat. Man glaubt garnicht, wie anstrengend das alles sein kann. =) Dann sitzt man mit den Leuten zusammen im Wohnzimmer und isst, trinkt, redet, wenn Strom da ist, läuft der Fernseher als Unterhaltung, und genießt eben das Weihnachtsfest. In manchen Häusern steht sogar ein kleiner Plastik-Weihnachtsbaum mit wunderschön geschmackvollem Glitzerschmuck. Im Bischofshaus stand auch ein richtiger Weihnachtsbaum, der mit Luftballons und BonBons geschmückt war.
Und Abends geht man dann wieder aus, so wie am Heiligabend. Vor allem die Jugend feiert dann ausgelassen bis in die Morgenstunden. Am 26. geht es weiter, wie am 25. und dann ist der ganze Weihnachtszauber-wenn man das so nennen kann, auch schon wieder vorbei. Wir drei haben den Heiligabend aber sehr heimelich und deutsch verbracht. Zusammen mit Mona, der deutschen Ärztin haben wir Plätzchen und Lebkuchen gegessen, Lieder gesungen, die Weihnachtsgeschichte vorgelesen und Bescherung gemacht (leider sind die ganzen Weihnachtspäckchen aus Deutschland erst jetzt angekommen, sodass ich an Heiligabend selbst kaum etwas zum auspacken hatte, aber das ist ja nicht so wichtig – umso mehr habe ich mich jetzt über die verspäteten Grüße und Plätzchengeschenke (die leider nur noch teilweise genießbar waren) gefreut – Vielen Dank dafür!) und danach, zur Krönung des Abends, gab es Hühnerbraten mit Kartoffelknödeln und Rotkraut. Wie schon gesagt-sehr deutsch! Der Hühnerbraten war eine besondere Attraktion, denn der wurde natürlich selbst geschlachtet, entfedert und ausgenommen – wie man das hier so macht. Unser Hahn Ansger wird uns immer in guter Erinnerung bleiben! Doch trotz diesem so gut es geht deutschen Heiligabend war es natürlich immernoch komisch und nicht so richtig typisch weihnachtlich hier bei Sonnenschein und Staub – was nicht heißt, dass es nicht schön war, im Gegenteil, es war sehr schön – nur eben nicht wie Weihnachten, wie ich es sonst kenne und das war ja zu erwarten. =)

Ansonsten waren wir nach Weihnachten zwei Wochen im Norden Kameruns unterwegs, was sehr interessant und schön war. Doch leider habe ich jetzt nicht genug Zeit, um davon zu berichten, weil wir schon wieder voll in Vorbereitungen für unseren Aufenthalt in den Dörfern stecken. Am Sonntag werde ich nach Tebenken in ein health centre gehen, das von Franziskanerinnen geführt wird, dort mit ihnen leben und arbeiten (hoffentlich darf ich auch ein bisschen was machen, und nicht nur zuschauen) und so noch einmal eine ganz andere Seite des Lebens hier kennenlernen und erfahren dürfen. Ich bin sehr gespannt, aber natürlich auch etwas besorgt, ob das denn da allein auf dem Dorf mit den Schwestern nicht ein bisschen langweilig und einsam wird. Wir werden sehen. So bin ich dort also vorfausslichtich die nächsten 4-6 Wochen (je nach dem, wie gut es mir gefällt=)) und weiß nicht, ob ich zwischendurch übers Wochenende mal nach Kumbo kommen kann, um vielleicht den ein oder anderen Bericht ins Internet zu stellen. Denn ich glaube dann werde ich endlich einmal Zeit haben, ausführlich und viel über den Alltag im health cente und was sonst nocht so passiert, berichten.

Ich hoffe, ihr hattet alle ein wunderschönes Weihnachtsfest und auch einen guten Start ins neue Jahr. Inzwischen ist der Alltagstrott in Deutschland ja auch schon wieder losgegangen – Alles Liebe im Alltagstrott =)
Eure Ruthi

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