Freitag, 27. August 2010

Sonntag, 15.08

Halli Hallo,
ich sitze gerade in der Sonne, in dem kleinen Hof unseres neuen Heims, an dessen Rändern die Wäscheleinen voll mit erstmalig handgewaschener Wäsche hängen. Es war etwas Arbeit, aber eigentlich geht das ziemlich gut, die Wäsche wird sauber und riecht auch frisch. Nur eine Sache ist etwas überflüssig, nämlich dass man hier alles bügeln muss, weil sich irgendwelche Tierchen in die feuchte Wäsche setzen könnten und dann dort ihre Eier legen... (Ihhh)! So habe ich heute zum ersten Mal in meinem Leben Socken und Unterhosen gebügelt. =)
Das Weter wird wahrscheinlich nicht den ganzen Tag halten. Im Moment ist Regenzeit und ich habe noch keinen Tag hier erlebt, an dem es nicht mindestens einmal so richtig geregnet hat. Es wird auch richtig kalt hier. Gerade abends und nachts friert man in langer Hose und Pullover schon mal. Regenzeit, das heißt auch ziemlich rutschige und löchrige Straßen. Gestern sind wir zu Fuß zum Markt gelaufen und Bri und ich konnten uns beide trotz vorsichtigem langsmanen Gang kaum auf den Beinen halten und sind auch hingefallen, sodass unsere Hosen voll mit roter Erde waren, die es hier überall gibt.
Am Samstag sind wir in unser neues Haus gezogen, das wirklich richtig luxuriös ist. Wir haben ein Wohnzimmer, ein Esszimmer, drei Duschen, zwei Toiletten, drei Schlafzimmer, die wir nutzen und zwei leerstehende Schlafzimmer und eine Speiskammer. Und natürlich den kleinen Hof in der Mitte und einen Garten außen herum, den wir auch bewirtschaften wollen. Der Gärtner des Bischof-Geländes, mit dem wir uns schon angefreundet haben, wird uns dabei helfen und ist fast schon mit zu viel Energie und Begeisterung dabei, alles zu planen. Wir sind eher noch ein bisschen skeptisch und müssen ihn bremsen, damit wir nicht zu viel Arbeit haben und vor lauter Garten zu nichts anderem mehr kommen.
Es ist üblich, dass hier jeder seine kleine Selbstversorger-Farm mit dem Nötigsten bewirtschaftet. Das wird den Kindern schon in der Nursery-School beigebracht. Hier in dieser Gegend und gerade in der Regenzeit ist das auch wirklich gut möglich, weil der Boden sehr fruchtbar ist. Aber trotzdem ist es nicht selbstverständlich – ich glaube, Kumbo ist da auch eine Vorzeigestadt - , dass die Bildung in Bereich Landwirtschaft so wichtig genommen wird.
Die letzten Tage haben wir damit verbracht, uns hier in unserer neuen Umgebuch einzuleben und das nötigste zum Essen und für den Haushalt einzukaufen. Ein Taxifahrer, den wir über Ann und Maria kennengelernt haben und der sehr nett ist, hat uns am Sonntag kostenlos durch Kumbo gefahren und uns einiges zu den Gebäuden erzählt und danach noch in eine Bar zum Fußball gucken eingeladen. Dabei hat er uns auch sehr viel über die hiesigen Traditionen erzählt. Hier gibt es nämlich den Fon, den „König“ eines Stammes, der ganz viele Frauen hat (keiner weiß so genau, wie viele, aber es sind bestimmt 20-40), in einem Palast wohnt und sich nur zu besonderen tratitionellen Anlässen zeigt. Wir werden im Oktober die Möglichkeit haben, ihn zu treffen, weil dann eine Delegation aus dem Bistum Limbirg kommt und das mit auf ihrem Programm steht. Am Sonntag haben wir eine Frau von dem Fon – sie nannte sich „Queen Patricia“ - nach der Kirche getroffen, die uns ganz schön zugetextet hat, von wegen sie habe eine Gabe und könne die Stimme Gottes hören und dann weitergeben. Sie wolle eine CD aufnehemn, habe aber kein Geld dafür, weil ihr Vater krank war usw... (Das war wahrscheinlich eine versteckte Aufforderung, ihr Geld zu geben). Es war schwer, sie wieder loszuwerden, weil sie wirklich die ganze Zeit geredet hat und wir auch nicht wussten, wie unhöflich es ist, sie abzuwimmeln, weil es ja bestimmt eine Frau ist, der viel Respekt gebührt. Irgendwann ist sie dann von alleine gegangen.
Es ist generell schwer, mit bettelnden Menschen umzugehen. Eine Frau ohne Schuhe kam auf dem Markt zu uns und sagte „Give me Shoes!“. Wie reagiert man da? Einerseits hat man ja das Geld, um ein paar Schule zu kaufen, denn die sind hier wirklich nicht teuer. Andererseits ist der Frau mit ein Paar Schuhen auch nicht geholfen und es kommen nur mehr und mehr Leute, die etwas haben wollen. Außerdem nehmen wir dann eine ganz falsche Rolle ein, denn wir sind hier, um integriert in der Gesellschaft zu leben und zu arbeiten und nicht die reichen Weißen zu sein, die spendable Geschenke machen. Aber es ist nicht leicht, hart zu bleiben und trotzdem kein allzu schleches Gewissen zu haben und man muss sich erst in diese neue Rolle, als Weißer trotzdem integriert zu sein, hineinfinden. Ich denke, das wird mit der Zeit immer besser klappen.
Ann und Maria sind gestern wieder in Deutschland gelandet. Der Abschied war traurig und komisch. Es war rührend, zu sehen, wie sehr sie doch in einem Jahr hier in die Gesellschaft hineingewachsen sind, Freunde gefunden haben und diesen Ort lieben gelernt haben. Ein gutes Gefühl, zu sehen, dass das klappt und dass das bei uns genauso sein kann, was ich mir im Moment, als Neuankömmling, noch garnicht so richtig vorstellen kann. Zwar fühle ich mich hier wohl und angenommen, aber heimisch noch nicht. Das braucht einfach seine Zeit.
Am letzten Abend mit Ann und Maria in der Bar hatten wir die Möglichkeit, einige Freunde von ihnen kennenzulernen, was wirklich Gold wert ist. Zum Beispiel der Taxifahrer, der uns am Sonntag herumgefahren hat. Oder ein Motorbikefahrer, der mich wahrscheinlich jeden Tag nach Shisong in das Weisenhaus fahren kann und auch wieder zurück und noch andere nette Menschen, von denen wir jetzt schon wissen, dass man ihnen vertrauen kann.
Gute Taxi- und Motorbikefahrer zu kennen kann auch nie schlecht sein. Das sind hier nämlich die Hauptverkehrsmittel, die fast jeder benutzt, die ziemlich billig sind ( für eine Fahrt von ca. 1km zahlt man 100 Fr, was ungefähr 15 Cent (!!!) sind) und die eben gut sein müssen, weil die Straßen so schlecht sind.

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